Mittwoch, 7. Januar 2009

Meine Semesterferien

Wie versprochen, möchte ich Euch nun von meiner vierwöchigen Reise durch das einzigartige, facettenreiche Land berichten.

Hier die grobe Route:


Ich bin nun am Montag, den 8. Dezember mit dem Zug nach Bhopal in Madhya Pradesh gefahren. Dort habe ich dann meinen Geburtstag verbracht. Die Stadt liegt an zwei Seen - ein großer und ein kleinerer. Auf der nördlichen Seite dieser beiden Seen ist die Bevölkerung eher muslimisch und die Straßen sind enger und gefüllter mit Autos, Menschen und anderen Sachen. Die südliche Seite ist charakterisiert von breiteren Straßen, neueren und einzeln stehenden Häusern, sowie moderneren Läden.

  

  

Am 10.12 bin ich dann über Indore und Dhar in einen kleinen Ort namens Mandu gefahren, der auf einem Plateau auf ca. 500m Höhe liegt. Dieser Ort liegt sehr schön in der Landschaft gelegen und hat viele Ruinen von Gebäuden afghanischer Baukunst zu bieten. Außerdem gibt es dort ein archäologisches Museum zu diesen Ruinen. Das schönste dort war aber die Umgebung. Ich habe mir am Nachmittag, als ich angekommen bin ein Fahrrad ausgeliehen und bin ein wenig herumgeradelt.

  

  

  

  

Am 11.12 habe ich dann diesen schönen Ort wieder verlassen, um zur Industriestadt nach Indore zu fahren, wo ich einen Zug nach Jabalpur am Nachmittag genommen habe, mit welchem ich am 12.12. früh dort ankam. Jabalpur liegt am Narmada River. Die Stadt bietet an sich nichts außergewöhnliches (außer vielleicht, dass man beim Mittag eine Gruppe von Russen trifft, die alle aus unterschiedlichen Orten Russlands kamen und in Jabalpur in einem Ashram zu irgendwelchen religiösen Festivitäten waren), jedoch gibt es in der Nähe die „Marble Rocks“ (Klippen aus weißem Marmor) und einen Wasserfall zu besichtigen. Dies habe ich dann am nächsten Tag (Samstag den 13.) mit Verena und Svenja getan, welche beide an dem Tag aus Delhi ankamen und die nächsten drei Tage mit mir rumreisten, bevor sie dann weiter nach Rajasthan sind.

  

  


Am 14.12. sind wir dann zusammen Richtung Bandhavgarh National Park gefahren. Leider hatten wir die Nacht nicht gut geschlafen, da in unserem Hotelzimmer in Jabalpur plötzlich ein Schwarm von Mücken einkehrte, als wir das Licht aus gemacht hatten. Somit haben wir nach der 4stündigen Zugfahrt und 1 ½ stündigen sehr holprigen Busfahrt uns erstmal in unserem „Tiger’s Den Resort“ hingelegt und Schlaf am Nachmittag nachgeholt. Am nächsten Morgen sind wir dann sehr früh zur Tigersafari aufgebrochen. Nach ca. anderthalb Stunden Jeepfahrt durch den Park mit Decken um den ganzen Körper und keinem einzigen Anschein von einem Tiger, waren wir beim Teebreak schon etwas frustriert. Jedoch sollte der zweite Teil der Safari uns noch sehr glücklich stimmen. Denn wir bekamen noch drei Tiger zu sehen, von denen einer sogar, wie eine Primadonna zwischen zwei zusammengekarrten Haufen von Jeeps mit gierigen Touristen und gezückten Kameras drauf, über den Weg spazierte, einmal nach links und dann nach rechts schaute, um dann ganz gemütlich wieder in den Büschen zu verschwinden. Somit war diese Tigersafari ein voller Erfolg im Gegensatz zu der, welche Manu und ich in Rajasthan gemacht hatten.

  

  

  

  


Am Abend sind wir dann gemeinsam zum nächstgelegenen Bahnhof gefahren, um dort auf unsere Züge zu warten. Während der Zug der Mädels einigermaßen pünktlich um halb zwei nachts eintraf, kam meiner mit 2 Stunden Verspätung um 6 Uhr früh erst an, sodass ich fast die ganze Nacht am Bahnhof verbracht hatte. Ich fuhr dann mit dem Zug nach Raipur in Chattisgarh, von wo aus ich am Abend dann einen Bus nach Koraput in Orissa genommen habe. Am 17.12. morgens kam ich dann bei Manu in Koraput an, und habe  erstmal den Tag genutzt, um meinen Schlaf nachzuholen.

Am 18. und 19. Dezember bin ich dann mit Manu durch das Gelände gefahren, um noch einige Bodenproben für ihr Projekt zu nehmen und diese dann im Labor testen zu lassen. Der Ort Koraput selbst liegt ungefähr auf einer Höhe von 800 Metern und die umliegenden Berge gehen bis zu 1600m Höhe. Eine wunderbare Landschaft mit einigen Seen und vielen kleineren Tälern.

  

  

  

Samstag, den 20.12. sind wir dann erst mit dem Auto, organisiert von der Organisation FES, wo Manu arbeitet, in Richtung Küste nach Vizianagaram in Andhra Pradesh gefahren, von wo aus unser Zug nach Cochin in Kerala (Südwestküste Indiens) ging. Die Zugfahrt begann dann standesgemäß indisch mit 3 Stunden Verspätung und nach ca. 30 Stunden Zugfahrt sind wir abends am 21.12. in Cochin mit ca. 5 Stunden Verspätung angekommen. Der Ort Cochin besteht aus einem Festland Teil „Ernakulam“ und einigen Halbinseln, wobei eine Fort Cochin heißt, und man dort die vielen verschiedenen kolonialen Einflüssen an den Häusern und Kirchen erkennen kann. Wir haben auch dort unser Hotel gehabt, indem wir zwei Nächte verbracht haben. Fort Cochin ist im Gegensatz zu Ernakulam sehr ruhig und viel touristischer.

  

  

Wir haben uns beide Orte ein wenig angeschaut, und sind abends dann zu einer Tanztheatervorstellung mit vorherigem Schminken der Akteure und entsprechenden Erklärungen dazu gegangen. Es handelte sich um einen hinduistischen Tanz, der vor allem in Kerala sehr verbreitet ist. Im Endeffekt waren die Erklärungen der Masken und Mimiken interessanter als der eigentliche Tanz.

  

  


Am 23.12. sind wir dann weiter gen Süden mit dem Bus ca. 4 Stunden nach Kollam gefahren. Die Stadt an sich ist nicht so spannend, jedoch haben wir von dort aus am 24.12. eine „Backwater“ Tour mit dem Kanu durch die verwickelten zumeist sehr engen Wasserstraßen an der Küste gemacht, und uns den genüsslichen Saft einer frischen Kokosnuss zu Gemüte geführt – lecker!!! Am Nachmittag sind wir an einen Strand nach Varkala gefahren, der noch etwas südlicher von Kollam liegt und sehr touristisch ist. Dort haben wir im Ozean gebadet und den Sonnenuntergang genossen, um danach in einem der Küstenrestaurants auf den Klippen leckere Fischspeisen zum Heiligabend zu uns zu nehmen.

  

    

    

  

    

  

Am 25.12. sind wir dann von Kollam nach Allepey gefahren, was wieder etwas nördlicher liegt. Dort haben wir dann noch ein wenig den nicht so touristischen, aber schönen Strand genossen und sind dann am 26.12. mit der Fähre durch die „Backwaters“ nach Kottayam gefahren, was etwas weiter im Landesinneren liegt, um dann von da nach Munnar in die Teeberge auf 1500m Höhe zu fahren.

  


Die Busfahrt dahin war wieder einmal sehr chaotisch, was den Informationsgehalt von Abfahrt, Weiterfahrt und Ankunft des bzw. der Busse betraf. Trotzdem sind wir heil abends in Munnar angekommen, wo es nachts doch schon wieder kälter war, und man Pulli, Jeans und Mütze (für mich zumindest) anziehen musste. Am nächsten Tag, den 27. Dezember haben wir uns eine Rickshaw genommen, welche uns an einem Fluss entlang zu einer Art Topstation auf 1900m Höhe gebracht hat. Zwischendurch haben wir noch an einigen Aussichtspunkten entlang des Flusses, wie z.B. am Staudamm, halt gemacht, wo natürlich wieder viele Stände mit Souvenirs, Kokosnüssen, Teeverkäufern und anderem Kleinkrams aufgestellt waren. Nachmittags sind wir ca. 5km von unserem Hotel aus noch ein wenig selbst zu einem kleinen Dorf und zurück in den Teebergen herumgelaufen, um uns auf unseren achtstündigen Trek am nächsten Tag auf 2300m Höhe einzustimmen.

  

  


Wir sind am 28. früh um 6:30 Uhr aufgebrochen, eingepackt in Jacke und Mütze, um in 4 Stunden 800 Höhenmeter zurückzulegen. Während der erste Teil noch durch viele Teeplantagen ging, wo unser Guide uns und der Gruppe die verschiedenen Zubereitungsarten von weißem, grünem und schwarzem Tee erklärt hatte, war der zweite Teil schon etwas steiler und vegetationsärmer. Nach ziemlich genau 4 Stunden, obwohl einer der 4 Franzosen, die noch mitgekommen sind, ein wenig Schwierigkeiten hatte, sind wir pünktlich oben an der Spitze angekommen und haben unser tolles Frühstück mit frischer Ananas, Bananen, Ei, Toast und Marmelade genossen. Nach ca. 1 Stunde essen und ausruhen, sind wir dann fast den gleichen Weg wieder hinab gestiegen. Nach dieser doch einigermaßen anstrengenden Wanderung haben wir uns dann abends eine Ganzkörpermassage mit Litern von ayurvedischen Ölen und einem Dampfbad gegönnt.

  

  

  

Am nächsten Tag, dem 29.12. sind wir dann mit dem Bus wieder an die Küste nach Cochin gefahren, um dort mit einigen Problemen und Hin- und Herfahrten zum Bahnhof und einem provisorischem Reisebüro, was uns eigentlich Tickets nach Goa besorgen sollte, am Abend in einen Zug eingestiegen, wo wir keine Platzreservierung hatten, aber zwei Leere liegen fanden, auf denen wir dann erstmal 5 Stunden schlafen konnten, bis wir im Endeffekt eine frei machen mussten, und die andere zu einem gewissen Aufpreis (da wir eigentlich gar nicht das richtige Ticket für diese Klasse hatten, und der Zug normalerweise zu solch Hauptsaisonzeiten total ausgebucht ist) uns bis Goa teilen durften. So haben wir dann die Nacht einigermaßen im Zug rumgekriegt und sind dann am Nachmittag in Madgaon in Goa angekommen, von wo aus wir mit dem Bus zu unserem Hotel am Colva Beach gefahren sind. Der Ort am Strand war sehr touristisch mit Schildern in Russisch, Deutsch und Englisch, jedoch war er, was die Leute in dem Ort anging mehr von indischen Touristen besetzt, als von ausländischen, obwohl natürlich auch mehr ausländische Touristen dort waren, als noch in Kerala. Trotzdem war unser Strand lange nicht so überfüllt, wie Strände in Nordgoa, wie ich heute von einer Inderin hier in der JNU gehört habe, da wir im südlichen Teil von Goa waren. Unser Hotel lag direkt am Strand ein wenig abseits vom Ort.

  

Am nächsten Tag, Silvester 2008, haben wir uns dann einen Motorroller ausgeliehen und sind in das ca. 35km nördlicher gelegene Panaji (Panjim), dem Hauptort von Goa, gefahren, und haben dort einen kleinen Spaziergang durch die Gassen der portugiesischen Häuser und Straßen gemacht, waren ein wenig Shoppen und sind dann weiter nach Old Goa gefahren, was ein wenig flussaufwärts von Panaji liegt und eigentlich nur aus drei/vier Kirchen und einigen Häusern besteht, aber sehr schön und ruhig gelegen ist.

  

  

  


Am Abend haben wir dann festlich gegessen und uns noch ein wenig durch unseren Ort begeben, um dann zum Jahreswechsel am Strand die Feuerwerkskörper und Raketen zu beobachten und ins neue Jahr reinzufeiern. Danach haben wir noch in einer Strandbar gesessen und den Indern beim Tanzen zu Bollywoodmusik zugeschaut.

  

Neujahr haben wir uns wieder den Motorroller genommen und sind an der Küste entlang gen Süden gefahren, was eine sehr schön Strecke war, vor allem dadurch, dass es eine kleine Straße war mit kaum Verkehr, und dass die Landschaft rundherum mit der Küste sehr idyllisch gewesen ist.

  


Am 2. Januar haben wir unseren Strandtag gehabt. Wir sind von unserem Hotel aus am Strand entlang zum nächstgelegenen Ort gelaufen, haben den Fischern beim Netzeinholen zugeschaut und den Touris beim Jetskifahren. Im Nachbarort haben wir uns dann mit frisch gepressten Säften etwas erfrischt, um uns dann ein wenig an den Strand zu legen und später wieder zurückzulaufen.

  

  


Am 3. Januar früh sind wir dann mit einem öffentlichen Bus aus Madgaon nach Panaji gefahren, von wo aus wir einen Bus von einer privaten Reisefirma Richtung Gujarat nach Anand genommen haben, wo der Hauptsitz vom FES ist, und Manu wieder hinfahren musste, da sie die nächsten 2 Monate dort noch ihr Praktikum machen wird. Die gesamte Busfahrt dauerte ca. 25 Stunden und führte über Pune und Mumbai nach Anand, wo wir am 4. vormittags angekommen sind. Frisch geduscht bei Manus Unterkunft sind wir dann nach Vadodara (oder auch Baroda genannt) gefahren, wo wir noch ein wenig shoppen waren und zum Abend dann bei Manus Kollegin und Freundin Nerali noch gegessen haben. Später am Abend fuhren Nerali und Manu wieder nach Anand und mein Zug ging nach Delhi zurück, wo ich am 5. Januar mittags ankam.

Nun bin ich also seit dem 5. Januar wieder hier und habe meine Registrierung für das 2. Semester hinter mich gebracht. Die meisten sind schon wieder zurück, einige kommen erst nächste Woche an, und neue, vor allem internationale Gesichter sieht man auch schon. Die Kurse werden ab nächster Woche dann so langsam wieder beginnen.

Die 4 Wochen Reisen in Indien waren sehr beeindruckend und wunderschön. Es ist aber auch wieder schön an einen Ort zurückzukehren, der einem bekannt ist, und wo man alte Gesichter wieder sieht. Der einzige Unterschied zu Anfang Dezember ist, dass es nun nachts schon kalt ist (bis zu 5 Grad). Ich weiß, bei den meisten von Euch ist es grade viel kälter, aber wenn die Innentemperatur gleich der Außentemperatur ist, fühlt es sich alles doch schon ziemlich kalt an. Aber dafür gibt es ja warme Decken und Schlafsäcke.



In diesem Sinne grüße ich Euch alle wieder aus Delhi!