Montag, 13. Oktober 2008

Mussoorie und Rishikesh

Da wir Donnerstag frei hatten, und es Rachels Geburtstag war, haben wir einfach das verlängerte Wochenende genutzt, um wieder einen kleinen Trip zu machen. Rachel, Matin und ich, dazu noch Karen, die aber am Freitag von Mussoorie wieder zurückgefahren ist. Wir sind Mittwoch Nachmittag gegen 16 Uhr in Delhi mit Matins Auto losgefahren, und obwohl es nur ungefähr 250 Kilometer waren, haben wir dafür 10 Stunden gebraucht. Dies liegt vor allem an dem Verkehr, der vor allem in den Städten oft nur zu stockendem Vorwärtskriechen kommt, aber auch daran, dass wir zwei Essenspausen gemacht haben. Nachts angekommen, haben wir dann schon beim Serpentinen hochfahren, die Lichter und den Ausblick nach unten genossen, denn Mussoorie liegt direkt am Anfang des Himalaya auf 2000m Höhe. Am nächsten Tag sind wir dann gegen Mittag aufgestanden, und haben lange gebruncht. Leider war es da schon sehr wolkig, sodass man auch von dem Ausblickspunkt ca. 200m höher, wo wir mit der Seilbahn hingefahren sind, nicht wirklich mehr gesehen hat.

Da wir keinen guten Ausblick hatten, haben wir uns dann einfach aus Spass diese angeblich von irgendeiner altindischen Kultur, mich aber mehr an Roma und Sinti oder Leute aus der Kaukasusregion erinnernden Kostüme angezogen.

Trotzdem haben wir die herbstlichen Temperaturen und die frische Luft als auch den stressfreien Verkehr gegenüber Delhi und die netten Leute sehr genossen. Am nächsten Tag sind wir dann schon um 7 Uhr aufgestanden, da Karen ihren Bus bekommen musste, und siehe da, plötzlich hatten wir super Sonnenschein und eine wunderbare Sicht.

Leider sind wir an dem Tag dann schon nach Rishikesh gefahren, sodass wir nicht wirklich das Wetter mehr genießen konnten, um vielleicht noch zu einem in der Nähe gelegenen Wasserfall oder einfach durch die Berge zu wandern. Das heißt, ich werde auf jeden Fall noch mal dorthin fahren, vielleicht im Frühjahr, weil im Winter es doch wohl zu verschneit und kalt dort oben ist.

Rishikesh ist ein Ort am Ganges, der auf der einen Seite des Ganges eine ganz normale indische Kleinstadt ist, auf der anderen Seite aber haufenweise Ashrams stehen und auch viele Hotels sind. Rishikesh ist ein berühmter Yogaort, sodass dort viele zum Yoga, oder aber auch um spirituelle Einflüsse zu genießen, dorthin kommen. Einerseits hat man somit viele Religionstouristen, andererseits aber auch viele westliche Hippietouristen, die den Ort einfach als Auslebungsort ihrer gechillten und relaxten Art verstehen. An sich ganz schick am Ganges am Anfang des Himalaya gelegen, macht es diesen Ort somit ein wenig sonderbar.

Shiva

Aarti (jeden Tag um 17:30 versammeln sie sich am Ganges vor der Shiva, um zu singen und zu beten. Ein Feuer wird angezündet und kleine Boote mit angezündeten Hindusymbolen werden in den Ganges gesetzt und treiben diesen Flussabwärts) 

Nichtsdestotrotz kann man dort gut entspannen und auch gut essen, was wir die beiden Tage über auch gemacht haben.

Wir haben in einem Ashram übernachtet, wo Rachel vor drei Jahren mal für 5 Wochen gearbeitet hat. Auch die Beatles hatte es schon mal dorthin gezogen, aber der Ashram, wo sie übernachtet haben, ist heute nur noch gut, um Hippies und anderen Bedürftigen Gras und andere Drogen zu verkaufen.

Alles in allem war die Reise sehr erholsam, was man ab und zu auf jeden Fall braucht, wenn man in Delhi wohnt, obwohl wir auf dem JNU Campus schon so etwas wie eine Oase haben. Von Mussoorie nach Rishikes bin ich übrigens mit dem Auto gefahren. Obwohl es nur ca. 50km sind, brauch man doch ganze 2 Stunden. Auch von Rishikesh zurück nach Delhi bin ich die gesamten 9 Stunden für ca. 260km gefahren. Vorher mussten wir aber das Auto anbekommen, denn wir hatten 2 Tage das Licht angelassen, sodass die Batterie runter war. Da die Inder aber sowas wie ein Starterkabel wohl nicht mit sich führen, mussten wir erstmal einige fragen, bis sich dann einer entschied, seine Batterie auszubauen, bei uns anzuschließen, das Auto zu starten, und dann unsere Batterie wieder einzusetzen, dafür braucht es in Indien natürlich mindestens 10 Leute.

Außerhalb der Städte kann man eigentlich einigermaßen fahren, aber wenn es zu Kreuzungen und Städten kommt, dann sind die Straßen erstens meistens so mit Löchern übersät, dass man kaum 10km/h fahren kann, oder aber man steckt im tiefsten Stau fest. Naja, aber irgendwie kommt man immer ans Ziel.

Jetzt heißt es erstmal wieder etwas ernsthafter studieren. Delhi ist weiterhin heiß, und mir gefällt es weiterhin sehr in diesem doch ganz anderem und vielseitigem Land, in dem ich schon einmal 4 Jahre gelebt habe.

Samstag, 4. Oktober 2008

WORLD CUPP 2011

Nein, ich habe mich hier nicht verschrieben, und mein Englisch ist auch noch nicht so schlecht hier in Indien geworden, sondern dies ist der Titel von einem Bollywoodfilm, der über die Kricketweltmeisterschaften 2011 geht. Leider soll der Name „World Cup 2011“ schon patentiert sein oder was weiß ich, sodass man dafür wohl ziemlich viel Geld bezahlen muss, um den auch als Filmtitel zu haben. Und zufälligerweise suchte man weiße Kricketspieler, die im Film für England oder Australien spielen. Somit kam man auf uns „Weiße“ in der JNU zu und erzählte uns von dem Film. Einige von uns haben dann auch spontan zu gesagt, und so auch ich. Aufgrund meiner Zusage habe ich dann die letzten dreieinhalb Tage auf einem Kricketfeld in der Sonne verbracht, um ab und zu zu „Baten“ (so nennt man das Schlagen mit dem Ding (Bat) beim Kricket) und zu „Ballen“ (so nennt man das „Werfen“ des Balles, was nicht wirklich werfen ist, weil Du Deinen Arm gestreckt lassen musst, und deshalb auch das ganze auch nicht „to throw“ heißt, sondern „to ball“. Eigentlich war es ganz lustig dabei zu sein, aber so unprofessionell wie es dort ablief, kann der Film einfach nicht gut werden. Vielleicht liegt es daran, dass es der erste Film für den Direktor bzw. die Direktorin ist. Oder aber es liegt einfach daran, dass wir in Indien sind, und deshalb die Szenen einfach fünf Mal gewechselt werden, bis man wirklich was tut, oder man wird irgendwohin geholt und steht dann dort ne halbe Stunde in der Sonne, ohne das irgendwas passiert und auch keine Kamera läuft oder ähnliches. Naja, trotzdem werde ich mir wohl den Film auf DVD holen, falls er denn wirklich rauskommt, nur um zu sehen, ob aus den schlecht gedrehten und gespielten Szenen wirklich professionelles Kricket rauskommt, denn immerhin sollen es ja die Weltmeisterschaften 2011 zeigen, wo natürlich Indien gewinnt (gegen Pakistan im Finale)!!! Ich war der australische Kricketspieler Simon Katich mit der Nummer 3! Keine Ahnung, ob ich überhaupt ihm ähnlich sah, oder ob er wirklich die Nummer 3 hat, aber ich durfte auch ein wenig ballen und baten, obwohl ich es wirklich nicht richtig konnte, aber, glaubt mir, da gab es andere Charaktere die gefilmt wurden, die noch schlimmer waren. Naja, auf jeden Fall ist Australien das beste Team der Welt schon seit einem Jahrzehnt und gewinnt in diesem Film in der Gruppenphase gegen Indien, wird dann aber natürlich im Halbfinale von Indien geschlagen. Naja, bis auf, dass ich endlich mal ein wenig braun im Gesicht und an den Armen geworden bin (weil man in Indien nicht wirklich seinen Oberkörper zeigen kann, und die Hosen beim Kricket lang sind), und ich für jeden Drehtag gutes Geld bekommen habe, waren es nicht gerade meine schönsten Tage hier in Indien. Aber wenn der Film wirklich rauskommt, und das soll er wohl im Januar oder Februar nächsten Jahres, dann werde ich mir ihn bestimmt angucken und auch auf DVD kaufen, um ihn Euch zu zeigen.
Somit habe ich natürlich die letzte Woche nicht wirklich Uni gehabt, was aber auch nicht schlimm war, da es kurz nach den Midtermexamen war und viele Leute dann erstmal für kurze Zeit nach Hause gefahren sind, oder Urlaub gemacht haben, und wir am Donnerstag auch Feiertag aufgrund Mahatma Gandhis Geburtstag hatten. Nächste Woche ist auch am Donnerstag ein Feiertag und wir haben Freitag frei, was wir wieder nutzen werden, um eine kleine Reise zu machen. Diesmal geht es nach Mussoorie und Rishikesh. Planmäßig fahren wir Mittwochnachmittag los, und kommen am Sonntag wieder zurück. Rachel hat am Donnerstag Geburtstag, deswegen ist es so was wie ein Geburtstagstrip. Es ist beides nicht so weit weg, Mussoorie liegt im Norden am Himalaja auf ca. 2000m Höhe, und man soll einen tollen Ausblick in die eine Richtung auf das „Flachland“ und in die andere Richtung auf 7000m hohe Berge haben. Rishikesh ist ein bekannter Yoga-Ort am Ganges, wo Rachel schon mal ein Praktikum in einem Ashram gemacht hat. Naja, wir werden sehen, wie das wird und ich werde bestimmt auch wieder hier davon berichten.

Lasst es Euch allen gut gehen. Mir geht es weiterhin bestens!!!

FSA Elections

An einem Sonntagabend trafen sich so um die 50 ausländische Studenten, die meisten davon „Fresher“, also Studenten, die erst seit diesem Semester da sind. Wir hatten eigentlich gedacht, dass wir da sind, um den neuen FSA Präsidenten zu wählen, aber der aktuelle Präsident wurde nur von Leuten angegriffen, dass er seine Arbeit nicht ordentlich gemacht hätte, dieser wiederum verteidigte sich für seine Arbeit und wurde von ein paar anderen dafür unterstützt. Im Endeffekt wurde dieses treffen als informell angesehen, da weder der Präsident diese Vollversammlung der ausländischen Studenten angekündigt hatte, noch eine geforderte Anzahl von Unterschriften gesammelt wurde, um ohne den Präsidenten eine Versammlung zu fordern, laut Konstitution. Somit wurde die Wahl des Präsidenten dann auf vier Tage später verlegt, wie der Präsident ankündigte. Während schon an diesem Tag sich einige verhielten wie Kinder, und nicht ordentlich miteinander diskutieren und umgehen konnte, wurde es dann am besagten Donnerstag vier Tage später noch viel schlimme. Dort waren dann ca. 75 Leute anwesend, wobei gleich am Anfang erklärt wurde, dass diese Vollversammlung auch nicht verfassungsmäßig ist, weil es nicht 1 Woche vorher und für jeden in der Uni sichtbar angekündigt wurde. Nichtsdestotrotz dankte der aktuelle Präsident ab, was noch mehr Chaos verursachte, weil die eine Fraktion meinte, wir müssen heute wählen, die anderen meinten wir sollten schon nach Regeln spielen, und nicht heute wählen, wobei jedoch die Diskussion in eine Art Theater ausartete, wo jeder nach vorne rannte, der was sagen wollte, und dann nur noch persönliche Beleidigungen durch den Raum zu werfen. Eigentlich war ich von dem ganzen schon genervt, und viele andere sahen auch keinen wirklich Ausweg aus dem Chaos, bis sich dann irgendwie 6 Leute gefunden haben, die sich als Wahlkommittee ausgaben und dann vorgeschlagen haben, dass wir die Wahlen zum Präsidenten, Vizepräsidenten, General Secretary und Joint Secretary eine Woche später machen und sich das Wahlkommittee um die gesamt Organisation kümmert, damit alles geordnet und verfassungsmäßig über die Bühne geht. Das wurde dann allgemein akzeptiert. Natürlich war ich in diesem Wahlkommittee vertreten zusammen mit Chris (Kenia), Sayed (Ägypten), Dinesh (Nepal), Addah (Ghana) und Rachel (USA). Wir saßen dann noch an diesem Abend zusammen und diskutierten, wie wir die Poster und die Ankündigungen für die Wahl am besten publik machen können. Dies lief noch alles ganz gut ab. Doch in der Woche bis zur Wahl passierten dann noch einige Dinge, die wieder dazu führten, dass wir unendliche Diskussionen auch im Wahlkommittee hatten. Zuerst organisierten Chris und Sayed ein Treffen, wo sie versuchten einen Gegenkandidaten für Rob, der als Präsident kandidieren wollte, aber bis dahin wohl als einziger dies tat, zu finden, weil sie ihn nicht wollten. Jedoch hatten wir noch bei der Versammlung versprochen, dass wir neutral handeln werden und auch nicht für irgendwelche Positionen antreten, damit wir auch garantieren können, dass wir als Wahlkommittee nicht parteiisch sind. Somit wollten wir dann Chris und Sayed überzeugen aus dem Wahlkommittee zurückzutreten, weil Rob und seine Unterstützer dies als nicht korrekt ansahen für das Wahlkommittee, und dies bei der Vollversammlung anprangern wollten, was wieder zu Chaos geführt hätte, aber Chris und Sayed wollten nicht zurücktreten. Am nächsten Tag trat Dinesh zurück, um als Präsident zu kandidieren, was wiederum gegen uns sprach, und vor allem Addah war damit überhaupt nicht einverstanden und wir hatten dann einen Tag vor der Wahl noch eine fast wieder ausschreitende Diskussion im Wahlkommittee, wo vor allem Addah und Chris sehr persönlich wurden. Im Endeffekt wollten wir dann die Vollversammlung entscheiden lassen, ob Dinesh antreten darf oder nicht. Somit versuchten wir dann nur noch den nächsten Tag durchzuorganisieren, wobei wir die erste Stunde für Reden der Kandidaten und anschließende Fragen zur Verfügung stellten und dann eine Stunde für die geheime Wahl vorsahen. Wir haben dann noch festgelegt, dass wir am Anfang darüber abstimmen werden, dass wir jeden rausschmeißen der jemandem beim Sprechen ohne Aufforderung unterbricht, damit wir eine gewisse Ordnung garantieren können. Dies wurde dann auch sofort begrüßt am nächsten Tag. Ich wurde vom Wahlkommittee dann als „Chairman“ für den Tag ausgewählt, und durfte somit die Reden und die Wahl leiten. Es kamen diesmal ca. 100 Leute zur Versammlung und diesmal lief alles viel geordneter ab. Wir führten Redenslisten und jeder hatte begrenzte Zeit zum Reden und am Ende konnten wir dann auch ordnungsgemäß zur Wahl schreiten. Alles ganz anders als die chaotischen Treffen vorher. Bei der Wahl nahmen dann 150 ausländische Studenten teil, was zwar nicht mal 50% der gesamten ausländischen Studenten hier an der JNU sind, jedoch die größte Teilnehmerzahl seit einigen Jahren war. Am Endeffekt wurde Dinesh (Nepal) als Präsident gewählt, Nemat (Iran) als Vizepräsident), Sripali (Sri Lanka) als General Secretary und Sayyora (Usbekistan) als Joint Secretary. Nach der Wahl und der Mitteilung des Ergebnisses haben wir dann als Wahlkommittee sehr viel Dank bekommen und Respekt, dass wir das sehr gut und ordentlich über die Bühne gebracht haben und wir endlich wieder einen ordentliche gewählten Präsidenten haben, der auch seiner Aufgabe nachgehen kann.
Seitdem hatten wir dann schon ein FSA Iftar (das Abendessen, was es für die Muslime gibt zum Sonnenuntergang beim Ramadan) Party, wo viele gekommen sind und werden diesen Samstag die offizielle FSA Freshers Party haben.
Ich bin froh, dass ich nun nicht mehr dafür verantwortlich bin, denn die Diskussionen im Wahlkommittee waren manchmal schon sehr anstrengend. Doch ich denke, dass ich damit eine sehr gute Erfahrung auch für später gemacht habe, denn man diskutiert nicht so oft mit 6 Leuten aus 6 verschiedenen Ländern und vier verschiedenen Kontinenten, um ein bestimmtes Ereignis zu organisieren. Deshalb bin ich wirklich sehr froh, dass ich das gemacht habe und dass ich um eine tolle, wenn auch etwas anstrengende Erfahrung, reicher bin.